Es war einmal... So beginnen viele Geschichten und somit
auch die Geschichte des Teegadroms. In unserem Fall war der Stein des
Anstoßes, welcher die ganze Sache ins Rollen brachte, ein Vortrag
über Kaffee.
Es muss so November/Dezember 1990 im Schloss
Nickern am Rande Dresdens gewesen sein, als ein ehemaliger Mitropakellner einen
Hauch längst vergessener Kaffeehausatmosphäre in unsere
altwürdigen Gemäuer zauberte. Kaffee als Genussmittel stand im
Mittelpunkt des Vortrages und natürlich der dazugehörige Rahmen, der
das Genießen erst richtig zum Erlebnis werden ließ. Meißner
Porzelanservice, passende Hintergrundmusik, Kaffeehausanekdoten und
natürlich jede Menge exzellenter Kaffee.
Als hart gesottener
Teetrinker, dessen Schale nur selten leer da steht, kam mir in diesem Moment
die Idee, das alles noch mal mit Tee auszuprobieren. So richtig zufrieden mit
meiner ehrenamtlichen Tätigkeit in der IG Schloss
Nickern, (Einlass, Tresendienst, Vorbereiten, Nachbereiten der
Veranstaltungen, usw., usf.) war ich damals nicht. Warum nicht mal was
völlig anderes probieren? Vielleicht ein paar Spiele dazu, Lesungen,
Kleinkunst und das passende Geschirr...
Also, erst mal Fachliteratur
besorgt, ein paar Teesorten und schon konnte es losgehen. Am Anfang nur zu
Veranstaltungen, später 1992 zum Schlossfest in eigenen
Räumlichkeiten. Mein Entschluss stand fest, was eigenes daraus zu machen
und meinen Job als Baufacharbeiter an den Nagel hängen. Die damals
einsetzenden Sanierungsarbeiten sollten ja in spätestens einem Jahr
geschlossen sein und bei dem angedachten Kulturprojekt als Pionier der ersten
Stunde mit dabei zu sein, schien mir schon reizvoll genug zu sein, auch wenn es
nur als Pauschalkraft möglich war.
Ganze 12 Quadratmeter maß
mein erstes Domizil, ein Fertigteilblockhaus Marke Laubenpieper. Urig,
gemütlich, klein aber fein, wurde die Rari-TEE-tenkiste aus der Taufe
gehoben. Im Sommer hatten wir kurioser Weise wegen der erweiterten
Freiluftkapazitäten sogar mehr Besucher als im Winter. Na ja, leben konnte
man von den Einnahmen nicht, und die Sanierungsarbeiten im Schloss dauerten und
dauerten. Ich stolperte 1993 über eine Sax-Annonce ,,suchen
Baufacharbeiter für Lehmbauprojekt" und fand eine ebenso interessante, wie
tarifgerechte Tätigkeit. Als Resultat entschloss ich mich dann 1995 ein
eigenes Lehmbauprojekt zu starten. Mit Unterstützung vieler Freunde,
Gäste und Bekannter konnten nach fast 2000 Arbeitsstunden zum
5.Schlossfest die Eröffnung des Teegadroms gefeiert werden.
Es war
ein wunderschöner achteckiger Anbau zum Blockhaus entstanden, mit weitem
Dachüberhang um die naturbelassenen Lehmwände nicht über
Gebühr zu strapazieren. Schönstes Kompliment aus dieser Zeit: ,,Ach
ist das gemütlich, war das früher mal eine alte Mühle?"
,,Nö, das ist ein Neubau, noch nie 'nen Neubau gesehen?" Es war für
alle Beteiligten eine wunderschöne Erfahrung, wenn es manchmal auch ganz
schön Nerven kostete, teilweise 10 Leute und damit auch 10 verschiedene
Meinungen unter einen Hut zu bekommen. Der Erfolg und die Besucherresonanz
bescheinigte dem Konzept der Teestube Tragfähigkeit.
Nunmehr Angestellter der Schlossgastronomie, begann ich auch größere
Lesungen und Volkstanzkurse im Schloss selbst zu organisieren. Trotzdem,
ohne Toiletten und schlechte Beheizbarkeit gab es keine Aussicht auf Bestand.
Also noch mal in die Hände gespuckt und ausgebaut, diesmal im Schloss
selbst.Dank meiner vielen Helfer war der Umzug nach wiederum fast 2000 ehrenamtlichen
Arbeitsstunden am 1. Februar 1997 perfekt. Nach dem Wegfall der Schlossgastronomie,
machte ich mich ab 1. Januar 1998 selbstständig und hatte bei der Veröffentlichung
der SAX -Umfrage. "das war's 1997" auch gleich gehörig Grund zur Freude.
In der Rubrik Beliebteste Cafés in Dresden kam das Teegadrom immerhin
auf Platz 10. Nur 2 Jahre später zogen jedoch düstere Wolken am
Teegadromhimmel auf, zwischen der IG Schloss Nickern und dem Kulturamt der
Stadt Dresden begann es immer heftiger zu kriseln, spätestens Mai 2000
wurde mir klar, das es die Teestube im Schloss ab 1. Januar 2001 nicht mehr
geben würde.
Alternativdomizil war
glücklicher Weise rasch gefunden, und seit 1 Oktober 2000 wird jetzt in
der Louisenstraße 44 ,,gebrüht was das Zeug hält". Ein Anfang
an unserem kulturellen Angebot ist mit Lesungen gemacht,
dazu kommen sollen, ab Mitte 2001, auch wieder Teekeramikkurse. (unsere Teekeramik
wurde komplett von mir im Schloss gefertigt)Tja, zum Schluss bleibt mir eigentlich
nur noch zu wünschen und zu hoffen, dass wir noch viele schöne
gemeinsame Stunden im Teegadrom miteinander verbringen
Euer Frank. (Januar 2001)
Kurz zu meiner Person Jahrgang 1965: Inhaber der Spielekneipe „Teegadrom“
Entdeckte
Anfang der neunziger Jahre im Schloss Nickern bei Erwin Werner
meine Leidenschaft für Keramik . Die Keramik der
Teestube ist, bis auf einzelne Ausnahmen in Eigenproduktion entstanden.
Die Verbindung Tee und Keramik ist schon im 17.Jahrhundert von den
alten japanischen Teemeistern entdeckt worden. Tee als erhabenes Genussmittel, serviert in handgeformten Teeschalen, welche die
Elemente:
Erde, Feuer, Wasser und Luft gleichsam in sich vereinen!
Japanische Teemeister bevorzugen selbst heute noch handgeformte Teeschalen für ihre Zeremonie!
Wer eine Schale bewusst in die Hand nimmt, wird ihre Entscheidung verstehen.
Frank Kutschera
März 2008